Wildwassersport: Wildwasser und sein Reiz
Wildes Wasser, Bewegung und Abenteuer – das sind die Zutaten, die Wildwasser-Sportarten ausmachen. Unter Wildwasser ist ein Gewässer zu verstehen, in dem es schnelle Strömungen, starke Gegenströmungen, Wirbel, Stromschnellen und oft auch Wasserfälle gibt. Voraussetzung dafür ist ein starkes Gefälle und Verengungen. Ist genügend Wasser und Breite vorhanden, kann man im wilden Wasser actionreiche Sportarten ausüben.
Was zählt zum Wildwasser Sport?
Zum Wildwassersport zählen mehr oder wenige bekannte Sportarten wie:
- Wildwasserpaddeln mit Kanus (Kajaks oder Kanadiern)
- Playboating bzw. Kanurodeo
- Hydrospeed oder Riverboogie
- Sit-on-Top (spezielles Kajak)
- Rafting mit Schlauchbooten
Was ist der Unterschied zwischen Kanu und Kajak?
Die Begriffe Kanu und Kajak werden oft gemeinsam verwendet. Aus gutem Grund, denn ein Kajak ist ein Kanu. Zumindest gehört das Kajak und wie auch der Kanadier zu den wesentlichsten Gattungen der Kanus. Ein Kanu bezeichnet ein Boot, dass in Blickrichtung durch Paddeln bewegt wird. Deshalb wird es auch Paddelboot genannt. Kanus und Kajaks sind deshalb für Wildwasser besser geeignet.
Welche Kanu Sportarten gibt es?
Bekannte Kanu Sportarten mit Wettkämpfen sind Wildwasser Rennsport, Kanu Slalom und Freestyle. Die Bewertung erfolgt hier mit einer Wildwasserschwierigkeitsskala.
Playboating oder auch Kanurodeo genannt, ist eine relativ junge Form des Kanu Sports. Die Wettkampfform davon heißt Freestyle. Dazu surft der Kanute auf einer Welle und bewegt gezielt das Kanu in verschiedene Figuren.
Eine interessante Wildwasser Sportart ist auch Hydrospeed. Dabei liegt der Sportler mit dem Oberkörper auf einem Floß ähnlichen Schwimmkörper. Auf diese Weise fährt man mit der Strömung Wildwasser Bäche oder kleinere Flüsse entlang. Neben Helm, Schwimmweste und Neoprenanzug helfen Schwimmflossen beim Steuern. Manchmal wird dieser Wildwassersport auch liebevoll Riverboogie genannt.
Sit-onTop bezeichnet die Bauform eines besonderen Kajaks. Hier sitzt man nicht im Kajak, sondern in einer Mulde auf dem Boot. Der flache Rumpf des Kajaks besteht aus Luftkammern. Auf diese Weise kann das Sit-on Top Kajak nicht sinken. Manche Ausführungen haben Riemen für die Oberschenkel bzw. um zusätzlich etwas zu befestigen. Der Paddler sitzt über der Wasserlinie. Diese Boote sind sehr wendig, können aber mit Wildwasser Kajaks nicht mithalten.
Der Deutsche Kanuverband bietet hier eine wertvolle Plattform für Wissen, Netzwerk und Abenteuer.
Wildwasser Rafting
Raft heißt im Englischen nichts anderes als Floß. Seit Mitte der 1980er Jahre ist Rafting sehr beliebt. Mit einem Schlauchboot wird hier das Wildwasser befahren. Rafting kann als reiner Hobbysport ausgeübt werden. Es gibt aber auch einige Anbieter, die sich auf den Verkauf von Rafting-Touren spezialisiert haben. Kanusportvereine haben häufig Wildwasser Rafting-Touren im Angebot.
In einem Rafting Schlauchboot haben 10 bis 12 Personen Platz. Es gibt jedoch schon sehr große Rafts, die für 16 Insassen ausgelegt sind. Die Boote erreichen eine Länge von ca. 4 bis 6 Meter und eine Breite von ca. 1,5 bis 2,5 Meter. In einem Raft sind die Teilnehmer üblicherweise mit einem Stechpaddel ausgerüstet. Hinten am Heck sitzt der Steuermann. Sein Paddel ist deshalb etwas größer. Die Bootsform ist im europäischen Raum meist symmetrisch. Bei allen Booten für die Wildwasserfahrt ist die Lenzung wichtig. Das heißt, dass es eine Möglichkeit gibt, das hinein fließende Wasser wieder abfließen zu lassen.
Rafting Rennsport
Auch im Rafting werden Wettkämpfe im Wildwasser ausgetragen. Die International Rafting Federation (IRF) ist alle zwei Jahre für Rafting Weltmeisterschaften in Sechser-Rafts zuständig. Diese Veranstaltungsreihe begann erstmals im Jahre 1997. Seit 2010 werden in den geraden Jahren dazwischen Weltmeisterschaften in Vierer-Rafts ausgetragen.
Sicherheit beim Wildwasser Rafting
Zusätzlich zu den üblichen Sicherheitsvorkehrungen wie Helm und Neoprenkleidung im Wildwasser, gibt es vor allem für Unternehmer und Bootsführer weitere Prüfungen. Die Boote und mitzuführende Ausrüstung sind ebenfalls regelmäßig zu überprüfen. Idealerweise ist die Schutzausrüstung CEC vom Coordinating European Council geprüft.
Canyoning
Eine weitere Sportart, die immer mehr Menschen begeistert, ist Canyoning. Üblicherweise wird hier eine Schlucht von oben nach unten begangen. Meist führt diese auch Wildwasser. Durch Abseilen, Klettern, Springen, Rutschen, Schwimmen und teilweise Tauchen wird der Weg durch die Schlucht zurückgelegt. Eine geeignete Ausrüstung sorgt für den sicheren Ablauf beim Schluchtenwandern. Mittlerweile gibt es auch die Form, gegen den Wildwasser Strom hinauf zu wandern.
Wildwasser Sport im Einklang mit der Natur
Jede Natursportart steht im ständigen Konflikt mit ihrer Umgebung. Auch im Wildwasser Sport ist ein Kompromiss zwischen Naturschutz und Naturnutzung erforderlich. Oft werden unberührte Naturlandschaften durchfahren. Das Gelände abseits von Wegen und Zivilisation ist besonders sensibel. Auf Flora und Fauna muss entsprechend Rücksicht genommen werden.
So sind beispielsweise die Brutzeiten der Vögel zu beachten. Besondere Pflanzenbereiche sowie Laichzeiten der Fische sind nicht nur zu achten, sondern auch zu schützen. Immer wieder kommt es auch zu Konflikten mit Anglern im Wildwasser Sport. Hier kann größtenteils mit Kompromisslösungen erfolgreich gearbeitet werden. So gibt es Beschränkungen der jährlichen und täglichen Befahrungszeiten an den einzelnen Flüssen.
Regelung durch Naturschutzverbände und Behörden
Für fast alle Gewässer, so auch für Wildwasser, gibt es bestimmte Regelungen. Wir empfehlen vor jeder Fahrt einen Blick auf die aktuellen Beschränkungen zu werfen. Diese können dem Kanuführer oder online auf der Website eines Kanuverbandes entnommen werden.
Der Wildwasser Sport ist mittlerweile auch ein Wirtschaftsfaktor in vielen alpinen Regionen. Dies trägt aber auch dazu bei, dass bereits vielerorts keine Verbauung der Flüsse zur Energiegewinnung durchgeführt wird. Mit entsprechender Rücksichtnahme bleibt hier durch den Wassersport der Lebensraum für Flora und Fauna erhalten. Beispielsweise wurde 2021 ein Wehr auf der Ötztaler Ache abgebaut, um den Raftinganbieter eine freie Durchfahrt zu ermöglichen. Diese wird auch wieder von den Fischen genutzt.
Das heißt, der Wildwasser Sport sitzt durchaus mit Naturschutzverbänden im selben Boot. Beide treten für die Beseitigung gefährlicher und überflüssiger künstlicher Flussverbauungen ein. Das können zum Beispiel alte Kastenwehre, Stauwerke und Brückenpfeiler sein. Das macht die Flüsse für beide Seiten wieder passierbar und sicherer.
Die Interessen im Kanu- und Rafting-Sport sind sehr ähnlich. So profitieren beispielsweise Kanuten auch von der Infrastruktur im kommerziellen Rafting. Das können auch spezielle Ein- und Ausstiegsstellen sein.
Gefahr der Rafts für ein Kanu im Wildwasser
Aufgrund seiner Größe und Trägheit kann ein Rafting-Schlauchboot eine Gefahr für ein Kanu sein. Während einer Raftingtour kommt es vor, dass das Boot auf Wildwasser Kanuten trifft, die sich gerade an einer Welle ausprobieren.
Das Ausweichmanöver ist klar geregelt. Durch den Größenunterschied hat das Raft Vorfahrt. Für das Schlauchboot ist das Ausweichen viel schwieriger. Voraussetzung dafür ist, dass es von oben auf das Kanu zukommt. Häufig sind die Bootsführer, die sogenannten Raftguides, selbst begeisterte Wildwasser Paddler. Da sie beide Seiten kennen, verhalten Sie sich auch sehr sicher und rücksichtsvoll.
Der Europäische Paddel-Pass (EPP)
Die EU-Kommission hat die Entstehung vom Europäischen Paddel-Pass (EPP) initiiert. Sechs europäische Kanu-Verbände schlossen sich vor einigen Jahren zu einer Arbeitsgruppe zusammen. Ziel war es, einen Befähigungsnachweis für den Kanusport zu schaffen. Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) ist seit 206 Mitglied dieser Gruppe. Besonders im Umgang mit Wildwasser, hilft der EPP sehr, die Befähigungen der Sportler zu beurteilen.
Der EPP Europäische Paddel-Pass gliedert sich in sechs Stufen:
Weiß (Basis), Gelb (EPP-D1), Grün (EPP-D2), Blau (EPP-D3), Rot (EPP-D4), Schwarz (EPP-D5)
Die Grundkenntnisse bilden die Stufen eins bis drei. Die Stufen vier bis fünf stellen Spezialkenntnisse in den Bereichen Wildwasser und Küste dar. Der Europäische Paddel-Pass dient dazu, Ausbildungsstandards einfacher vergleichen zu können. Damit ist der Zugang zum Wildwassersport erleichtert.